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Was bedeutet es mir selbst zu vertrauen?

  • Autorenbild: Maximilian Bellen
    Maximilian Bellen
  • 12. Aug.
  • 2 Min. Lesezeit

Seit einiger Zeit lese ich nun das Buch „Tennis – Das innere Spiel“, und es ist für mich jedes Mal aufs Neue erschreckend, wie sehr man sich selbst im Wege stehen kann. Dabei erscheint es im Nachhinein oft so offensichtlich, dass man sich fragt, wie man es nicht schon vorher bemerken konnte.

 

Der Gedanke, dass der eigene Verstand mich daran hindern könnte, auf meinem Instrument Fortschritte zu machen, war mir zwar bis zu diesem Zeitpunkt nicht neu. Dennoch erfahre ich erst jetzt, welche vernichtende Kraft wirklich hinter unseren Gedanken lauert.

 

Um zu verstehen, was ich damit meine, ist es von besonderer Bedeutung, unseren Verstand klar von uns selbst zu trennen. Der Verstand ist nach meiner Auffassung der Teil von uns, der ständig analysiert, Situationen bewertet und unsere Gedanken erzeugt. Dabei sind es gerade diese Gedanken, die wie eine Säure unser eigentliches Können zersetzen.

 

Als Lehrer beobachte ich oft, dass Schüler*innen aufhören zu spielen, noch bevor überhaupt ein „Fehler“ geschehen ist. Nicht selten wird dieses Stoppen mit einem unschönen Gefühl, Angst oder ähnlichem begründet. Die Ursache liegt hier meist nicht am technischen Können, sondern vielmehr daran, dass der Verstand dem Körper kein Vertrauen schenkt. Dieses mangelnde Vertrauen zeigt sich oft in Sätzen wie:

„Das hast du noch nie geschafft!“,

„Ob der hohe Ton wohl heute klappt?“,

„Irgendwie fühlt sich das Spielen heute anders an.“ oder

„Jetzt musst du richtig gut spielen!“.

 

Der Verstand bezieht sich hierbei häufig auf bereits erlebte Situationen und Erfahrungen oder richtet seinen Blick in die Zukunft. Sätze wie „Wenn das nicht klappt, denkt er/sie jenes von mir!“ sind hier keine Seltenheit.

 

An diesem Punkt greift das Phänomen der selbsterfüllenden Prophezeiung. Durch einen der oben aufgeführten Gedanken erzeugt unser Kopf das Bild, wie wir den hohen Ton nicht treffen – mit der Folge, dass unser Körper alles Mögliche unternimmt, um genau dieses Bild Realität werden zu lassen. Ein enges oder angestrengtes Gefühl entsteht! Dabei hätten wir den Ton möglicherweise technisch spielen können. Doch unser Verstand hat mit seinen Gedanken ein vermeintlich unüberwindbares Hindernis erschaffen, sodass wir nicht wissen, ob wir es hätten schaffen können.

 

Doch wie kann ich meinen Verstand davon abhalten?

Die einfache Lösung: Konzentration.

 

Indem wir unserem Verstand eine Aufgabe geben – zum Beispiel darauf zu achten, ob jeder Ton in der Phrase gleich laut ist –, entziehen wir ihm die Ressourcen, um zerstörerische Gedanken aufzugreifen. Wichtig ist jedoch, das Gehörte nicht zu bewerten, sondern nur wahrzunehmen, da sonst ein Rückfall droht. Erst durch das Ablenken des Verstandes können wir herausfinden, was wir selbst wirklich können.

 

Wir lernen, uns selbst – und nicht unserem Verstand – zu vertrauen.

 

 

 

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